Der Ausstieg aus der Braunkohleförderung erfordert im Rheinischen Revier innovative Konzepte, um Wirtschaftskraft und Lebensqualität in der Region zu erhalten und auf Nachhaltigkeit auszurichten. Hierbei kann die Bioökonomie wichtige Beiträge leisten. Deshalb wurde in den letzten Monaten mit der Exploration der regionalen Bioökonomie-Potenziale begonnen.
Das Ende der Braunkohleförderung ist ein tiefer Einschnitt in die regionale Entwicklung und das Selbstverständnis der Menschen im Rheinischen Revier. Es birgt aber auch große Chancen und Potenziale für eine neue, in die Zukunft gerichtete regionale Identität.
Seine außerordentlich gute naturräumliche Ausstattung gepaart mit einer hochproduktiven Landwirtschaft, einer ausgewiesenen Bioökonomie-Forschung (z.B. BioSC, Exzellenzcluster PhenoRob und CEPLAS) und der exzellenten Innovationslandschaft zum Thema Nachhaltige Bioökonomie bietet günstige Rahmenbedingungen für die Entwicklung einer beispielgebenden Bioökonomie-Modellregion („Bioökonomie-Revier“).
Die Region die gekennzeichnet durch nachhaltige Wertschöpfungsmodelle, zukunftssichere und vielfältige Arbeitsplätze, eine lebenswerte Umwelt und eine enge Verknüpfung mit den Städten entlang der Rheinschiene sowie in der Euregio. Die Bevölkerung sowie der Chemiesektor oder die Ernährungswirtschaft dienen als regionale Absatzmärkte für landwirtschaftliche Erzeugnisse (Nahrungs-und Futtermittel, biogene Wertstoffe). Zudem werden in den Städten erhebliche Mengen biogener Abfall- und Restströme generiert, die als Rohstoffe in Produktionsprozessen eingesetzt oder als Dünger ausgebracht werden (Kreislaufwirtschaft).
Es ist nun wichtig, alle relevanten Akteure aus den verschiedenen gesellschaftlichen Sektoren (Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Kommunen, Zivilgesellschaft etc.) und entlang der Wertschöpfungskette zu identifizieren und zielgerichtet miteinander zu vernetzen. Ein solches Multi-Akteurs-Netzwerk soll Ausgangspunkt für die Entwicklung von Pilot- und Demonstrationsprojekten oder Institutionen werden, die in neuen Geschäftsmodellen und Wertschöpfungskonzepten (S2B) münden sollen und als Basis für ein regionales Bioökonomie-Profil dienen können.
Das Forschungszentrum Jülich hat die Bioökonomie in den vergangenen Monaten durch eine Reihe von Maßnahmen (z.B. Zukunftsforum Nachhaltige Bioökonomie und Bürgertagung Zukunftsmodell Zirkuläre Bioökonomie) als Potenzialfeld für den Strukturwandel platziert und neue Kooperationen initiiert. Dazu gehört die erfolgreiche Beteiligung am Förderprogramm „Unternehmen Revier“, aus der das Projekt „BioREVIER“ hervorgeht und das von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier koordiniert wird. Es hat die flächendeckende Erfassung aller relevanten Bioökonomie-Akteure im Revier zum Ziel genauso wie die Vernetzung, die Entwicklung von Projekten, die Aufnahme eines Bürgerdialogs und die Leitbildentwicklung.
In den kommenden Monaten wird die regionale Perspektive immer wieder auch in BioSC-Aktivitäten eine Rolle spielen. Denn dem BioSC kommt eine Schlüsselfunktion bei der Generierung innovativer Bioökonomie-Konzepte zu, für deren Praxistest das „Bioökonomie-Revier“ Voraussetzungen im Sinne eines Reallabors bieten kann. Nun gilt es alle Ressourcen in der Region für die Bioökonomie zu bündeln und so zum Gelingen des Strukturwandels in der Region beizutragen.
Ansprechpartner:
Prof Dr. Ulrich Schurr und Dr. Christian Klar
Mehr Informationen unter: www.biorevier.de