Bioeconomy Science Center
Forschung und Kooperation für nachhaltige Bioökonomie
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BioSC im Gespräch - Prof. Ulrich Schwaneberg berichtet von seinen bisherigen Erfahrungen und Erwartungen für die Zukunft

Ulrich Schwaneberg leitet das Institut für Biotechnologie an der RWTH Aachen University und ist stellv. Sprecher des Geschäftsführenden Direktoriums des Bioeconomy Science Center.

Herr Professor Schwaneberg, die zweite Förderperiode des NRW-Strategieprojekt BioSC rückt näher. Die Erstellung des Antrags ist in vollem Gange. Können Sie etwas zum Stand der Vorbereitungen sagen? Was sind gerade die wichtigsten Aufgaben?

Als allererstes möchte ich allen an der Vorbereitung der zweiten Phase des NRW-Strategieprojekts BioSC Beteiligten danken.
Während der erfolgreichen ersten Förderphase haben sich zahlreiche interdisziplinäre Forscherteams gefunden, die sich mit ihren Kernkompetenzen auf neue Themen eingelassen haben und ihre Ergebnisse im BioSC-Forum Anfang November präsentieren.

Zu den wichtigsten Hausaufgaben für den Verlängerungsantrag gehören die kritische Evaluierung der Förderinstrumente, eine Kappung oder Nachjustierung derjenigen, die sich nicht bewährt haben und insbesondere die Entwicklung neuer Instrumente. Letztere sind von besonderer Bedeutung, um die „Saat“ an bioökonomischen Themen aus der ersten Förderphase zu kultivieren und diese zu BioSC-Profilthemen wachsen zu lassen.

Prof. Ulrich Schwaneberg
Prof. Ulrich Schwaneberg

Was wird in der kommenden Phase wichtig werden – in Forschung und Ausbildung?

In der Forschung wird das BioSC erfolgreich sein, wenn es in einem transparenten Prozess gelingt, die in der ersten Phase entstandene exzellente Bioökonomieforschung um profilbildende Themen herum zu bündeln und diese nachhaltig zu befördern. Ich sehe uns hier auf einem sehr guten Weg, das national und international sichtbare BioSC als Spitzenforschungscluster in der Bioökonomie mit klarem Forschungsprofil zu positionieren.

In der Lehre ist es wichtig, Bedarfe in der Industrie für ganzheitliche Bioökonomieansätze zu identifizieren und mit Konzepten an Universitäten abzugleichen. Zurzeit gibt es keinen nennenswerten Arbeitsmarkt für Bioökonomen und in der Ausbildung werden erste Bioökonomie-Studienkonzepte entwickelt und angeboten. Aufgrund der gesellschaftlichen Bedarfe erwarte ich hier eine Entwicklung wie bei den Biotechnologen, bei denen Ende der achtziger Jahre erste Studiengänge eingerichtet wurden. Auch hier wurde bei der Etablierung der Studiengänge der Bedarf an breit ausgebildeten Biotechnologen als gering angesehen.

Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit Ihren eigenen BioSC-Projekten?

In einem Wort: hervorragend. Wir sind Protein-Ingenieure und entwickeln Proteine nach Maß für die chemische Industrie und für materialwissenschaftliche Anwendungen, wobei das molekulare Verständnis von Proteinen im Vordergrund steht. Wenn mir ein Kollege vor vier Jahren gesagt hätte, dass wir unsere Methoden des Protein-Designs einsetzen, um in Kooperationen, insbesondere mit Pflanzenforschern und Polymerchemikern, komplexe Freisetzungssysteme für die Pflanzengesundheit zu entwickeln oder aus komplexen nachwachsenden Rohstoffen wie Presskuchen oder Zuckerrüben Phosphat zu gewinnen, dann hätte ich dies kategorisch verneint.

Welchen Vorteil sehen Sie darin für Ihre eigene Forschung?

Wir generieren Alleinstellungsmerkmale in interdisziplinären Thematiken, indem wir unsere Methoden zum Design von Proteinen mit Fragestellungen von Pflanzenforschern, Ökonomen oder Verfahrenstechnikern kombinieren und so neue Wissenschaftsgebiete entwickeln bzw. besetzen. Ein Beispiel sind hier Freisetzungssysteme, die wir mit Kollegen im SEED FUND-Projekt GreenGel als technologisches Konzept validiert haben, und die wir auf Eignung für potentielle Anwendungsfelder in zwei BOOST FUND-Projekten (BiFuProts, RIPE) untersuchen werden. In diesen Projekten verwenden wir Proteine als Haftvermittler („Kleber“), um auf Pflanzenblättern Mikrogel-Container anzubinden. Die Container sind beispielsweise mit Nährstoffen oder Fungiziden beladen und können diese Verbindungen kontrolliert über einen längeren Zeitraum freisetzen.

Zum Schluss möchten wir noch einen kurzen Ausblick in die Zukunft wagen. In der kommenden zweiten Förderperiode wird es eine thematische Fokussierung geben. Welche Effekte erhoffen Sie sich von der Profilschärfung für das BioSC?

Ich erhoffe mir, dass erfolgreiche Profilthemen einzeln oder gebündelt mit einer langfristigen Perspektive und einer Standort-übergreifenden institutionellen Förderung ausgestattet werden, um Forschern aus allen vier Standorten eine gemeinschaftliche Bearbeitung von gesellschaftspolitisch wichtigen Bioökonomiethemen zu ermöglichen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Professor Schwaneberg.