Bioeconomy Science Center
Forschung und Kooperation für nachhaltige Bioökonomie
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Forschung und Kooperation für nachhaltige Bioökonomie
BioSC-Vorlesung beim Bürgerforum RWTHextern

Ernährungssicherung für eine wachsende Weltbevölkerung - Herausforderung für die Bioökonomie

Am 19. Oktober 2016 hielt Prof. Ulrich Schurr eine öffentliche Vorlesung beim Bürgerforum RWTHextern zum Thema „Ernährungssicherung für eine wachsende Weltbevölkerung – Herausforderung für die Bioökonomie“. Die Veranstaltung war gut besucht und endete mit einer rund halbstündigen Diskussion. Mit Hilfe von RWTHextern war es möglich, verschiedene Bevölkerungsgruppen mit Themen der Bioökonomie zu erreichen.

Beim Stichwort „Weltweite Ernährungssicherung“ denkt man zunächst an Hunger und Unterernährung in Entwicklungsländern. Dass das Thema deutlich komplexer ist, zeigte Prof. Schurr im ersten Teil seines Vortrags auf. Neben unzureichender Kalorienzufuhr ist der Mangel an Mikronährstoffen, also Vitaminen und Spurenelementen, ein erhebliches Problem und gehört in Entwicklungsländern zu den zehn häufigsten Todesursachen. Gleichzeitig legen Daten aus den USA nahe, dass in den Industrieländern Unter- und Mangelernährung zunehmen. Das dritte große Ernährungsproblem ist die Fettleibigkeit, die weltweit, auch in Entwicklungsländern, zunimmt. Während Unterernährung mit der wirtschaftlichen Situation sowohl von Haushalten als auch von Staaten korreliert ist, haben Mangelernährung und Fettleibigkeit auch damit zu tun, dass weltweit die Ernährung immer einseitiger wird und immer mehr auf Getreide fokussiert ist.

Wenn für geschätzt 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 eine gesunde Ernährung möglich sein soll, stellt das die Landwirtschaft vor große Herausforderungen, auch angesichts der steigenden Nachfrage nach Biomasse zur Güterproduktion. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen lassen sich kaum noch ausweiten. Somit müssen die notwendigen Produktionssteigerungen erreicht werden durch Ertragssteigerungen, eine effizientere Nutzung der Biomasse und die Minimierung von Verlusten – vor dem Hintergrund, dass die klimatischen Bedingungen schwieriger werden und die heutige Landwirtschaft global betrachtet erhebliche Umweltschäden verursacht.

Als Lösungsansatz führte Prof. Schurr das Konzept einer nachhaltigen Bioökonomie ein, die biologische Systeme nutzt und sich an natürlichen Stoffkreisläufen orientiert. Zahlreiche Regierungen weltweit, darunter auch die Bundesregierung, haben in den vergangenen Jahren Bioökonomie-Strategien entwickelt. Er stellte das Bioeconomy Science Center und dessen interdisziplinären Ansatz vor. Schließlich zeigte er eine Reihe von Beispielen aus der Pflanzenforschung im BioSC, die darauf abzielen, pflanzliche Ressourcen zu optimieren, darunter innovative Methoden zur Phänotypisierung wie die Photosynthesemessung mit flugzeuggestützten Sensoren oder die Beobachtung der Entwicklung von Pflanzenwurzeln im Kernspintomographen. Zuletzt betonte er, dass Forschungsergebnisse auch vor Ort in die Praxis umgesetzt werden müssen. Als Beispiel stellte das von BMBF und BMZ geförderte Projekt BiomassWeb vor, bei dem Kleinbauern in Südafrika dabei unterstützt werden, verbesserte Pflanzen und Anbautechniken zu nutzen und damit nicht nur ihre Ernährungssituation, sondern auch ihre gesamtwirtschaftliche Situation zu verbessern.

Die Veranstaltung im Hörsaal HKW 2 der RWTH Aachen war mit rund 50 Zuhörern gut besucht. An den Vortrag schloss sich eine gut halbstündige Diskussion mit zahlreichen Fragen an. Mit Hilfe des Bürgerforums RWTHextern war es möglich, verschiedene Bevölkerungsgruppen mit Themen der Bioökonomie zu erreichen.