Bioeconomy Science Center
Forschung und Kooperation für nachhaltige Bioökonomie
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Baustoffentwicklung aus mehrjährigen Biomassepflanzen

Hochleistungs-Dämmputz aus Biomasse - an diesen und ähnlichen Fragestellungen arbeiten Wissenschaftler der Universität Bonn. Am Fachbereich Nachwachsende Rohstoffe am INRES wird die Eignung verschiedener mehrjähriger Pflanzen für die Herstellung von Baustoffen untersucht.

Die mehrjährigen Biomassepflanzen Miscanthus, Topinambur, Silphie und Sida wollen Agrarwissenschaftler der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn nutzen, um einen Hochleistungs-Dämmputz zu entwickeln. Der natürliche Dämmstoff ist das schwammartige Parenchym. Die einzelnen Poren des Gewebes sind im Pflanzenstängel außergewöhnlich gut und viel verteilt, sodass Wärme diesen Porenraum nur schwer durchdringen kann. Im Forschungsvorhaben sollen diese hervorragenden baustatischen, bauphysikalischen und bauakustischen Eigenschaften genutzt werden, um einen neuartigen Putz mit sehr guten Wärmedämmeigenschaften herzustellen. „Wir sind gerade dabei, das Porenvolumen genau zu bestimmen und stehen vor der Herausforderung, wie wir die geerntete Biomasse zerkleinern, damit möglichst wenig Poren zerstört werden und die Isolationsleistung der Pflanze optimal bleibt“, sagt Professor Ralf Pude, Projektleiter und Leiter des Fachbereichs Nachwachsende Rohstoffe des INRES an der Universität Bonn.

Im Labor untersuchen die Wissenschaftler Poren grober und feiner Häcksel unterschiedlichster Genotypen. Ziel ist, für die Weiterverarbeitung zum Hochleistungs-Dämmputz so viel Luftporenstrukturraum wie möglich zu haben, denn: je mehr Poren, desto besser die Dämmung. In einem weiteren Schritt werden die zerkleinerten Pflanzen-Partikel in ein spezielles Bindemittel eingemischt und der Porenraum dadurch noch einmal vergrößert. Gleichzeitig sorgt das Bindemittel aber auch dafür, dass das Material später als Putz an der Wand kleben bleibt und die luftigen Poren sich nicht mit Wasser vollsaugen, denn sonst würde der Putz seine wärmedämmenden Eigenschaften verlieren und wäre als Dämmstoff unbrauchbar. Ein Hochleistungs-Dämmputz aus den low-Input Biomasse-Pflanzen verringert maßgeblich den Primärenergieeinsatz und ist darüber hinaus recyclebar. Auch das Klima profitiert: Jährlich bindet die Pflanze während ihres Wachstums pro Hektar Anbaufläche 30 Tonnen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid und spart auch als Wärmedämmung C02 ein. Pude und seine Kollegen wollen bis zum Projektende im Jahr 2018 einen Hochleistungs-Dämmputz entwickeln, der nachhaltiger ist als Produkte, die derzeit auf dem Markt sind. Das BMWi fördert das Forschungsprojekt HL-Dämmputz mit über 1 Million Euro.

In dem bereits 2015 angelaufenen BioSC-Projekt „SPREAD“ wird an der Universität Bonn unter anderem intensiv die Eignung der Durchwachsenen Silphie als Zuschlagsstoff für Leichtbeton erforscht. Hier kann sehr gut auf die langjährigen Ergebnisse zur Miscanthus-Forschung aufgebaut werden, zumal 2002 die Miscanthus-Leichtbeton-Forschung der Universität Bonn mit dem Förderpreis für Nachwachsende Rohstoffe des Landes NRW ausgezeichnet wurde.