Forschen • Ausbilden • Vernetzen
Für eine nachhaltige Bioökonomie

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Für eine nachhaltige Bioökonomie
28.02.2019

„BIO-raffiniert X“ bei Fraunhofer UMSICHT

Die 10. Konferenz „BIO-raffiniert“ fand vom 26.-27.2.19 bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen statt. Das diesjährige Thema „Neue Wege in der Nutzung biogener Rohstoffe?“, das auch Thema der ersten „BIO-raffiniert“-Konferenz 2003 war, wurde aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Das BioSC war mit Vorträgen von Dr. Nina Ihling (RWTH Aachen) und Dr. Arnd Kuhn (FZ Jülich) vertreten.

Im ersten Keynote-Vortrag bilanzierten Jörg Rothermel (Verband der Chemischen Industrie) und Dietmar Peters (Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe) die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe in den letzten 20 Jahren. Während der Anteil des Anbaus von Nachwachsenden Rohstoffen ungefähr gleich geblieben ist, ist deren Nutzung gestiegen. Der höhere Bedarf wird durch Importe wie z.B. Palmöl abgedeckt. Eine Nutzung von CO2 als einziger Kohlenstoffquelle würde aufgrund des hohen Bedarfs an Wasserstoff und des zu seiner Produktion hohen Strombedarfs eine große Herausforderung darstellen. Die Deckung des Bedarfs an biogenem Kohlenstoff und die notwendige Schließung des Kohlenstoffkreislaufs wird einen Mix aus verschiedenen Quellen benötigen.

In der zweiten Keynote stellte Harald Gröger (Universität Bielefeld) neue Wege und Praxisbeispiele für die Produktion von industrierelevanten Chemikalien durch Verknüpfung von Chemo- und Biokatalyse vor. Uwe W. Fritsche (Institut für Nachhaltigkeitsanalysen und –strategien), beleuchtete im dritten Keynote-Vortrag den Nachhaltigkeitsaspekt in der Bioökonomie, der in einem nachfolgenden Workshop weiter vertieft wurde. Hier wurde die Bedeutung der Bioökonomie für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der UN diskutiert, aber auch das Fehlen von Handlungen für eine Konkretisierung von Bioökonomie und SDGs. Bioökonomie sei nicht immer per se nachhaltig. Wichtig sei es auch, die Bioökonomie in den Alltag der Menschen zu bringen, diese in ihre Entwicklung einzubinden und Bioökonomie in den Städten mit ihren großen Stoffströmen zu implementieren. In zwei weiteren Workshops wurde über „Moderne Pflanzenzuchtmethoden in der Bioökonomie – Irr- oder Ausweg?“ und „Synthesegas: Plattform der Zukunft oder Technologie-Sackgasse?“ diskutiert.

In einer weiteren Session wurde „Die Rolle der Bioraffinerie in der Bioökonomie“ beleuchtet. Unter anderem stellte Regina Palkovits (RWTH Aachen) Herstellungswege für neue Wertstoffe aus Zellulose und Hemizellulose durch den Einsatz von heterogener Katalyse und Elektrokatalyse vor.

Am zweiten Konferenztag wurden verschiedene Projekte und Praxisbeispiele von Wissenschafts- und Unternehmensvertretern präsentiert. Unter anderem stellte Nina Ihling (RWTH Aachen) das BioSC FocusLab Bio2 vor, ein multidisziplinäres Verbundprojekt des Bioeconomy Science Center, in dem die Entwicklung eines Prozesses zur Herstellung von Biotensiden auf Basis nachwachsender Rohstoffe im Vordergrund steht. Ein weiterer Vertreter des BioSC, Arnd Kuhn (Forschungszentrum Jülich), stellte die Wirkung von Biokohle aus Pyrolyse und HTC-Verfahren als Bodenzuschlagstoff für eine nachhaltige Pflanzenproduktion vor.

In einem World Café wurden die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für Bioraffinerien als technologische Plattform erarbeitet und das Ergebnis in einer Videobotschaft zusammengefasst. Kurt Wagemann (DECHEMA) wies in seinem Impulsvortrag auf den wichtigen Aspekt der industriellen Symbiose zur gemeinsamen Wertschöpfung hin. In der abschließenden Session ging es um „Neue Produkte und Geschäftsmodelle durch Nutzung biogener Rohstoffe“. Die Zusammenführung von Forschung, Anwendung und Politik, die den Charakter der langjährigen Konferenzreihe ausmacht, gelang auch beim 10. Jubiläum wieder auf eindrucksvolle Weise.