Im Rahmen der vierten Ringvorlesung "Meet the Circular Economy" waren wieder Unternehmen - Global Player, mittelständische Unternehmen, aber auch KMUs und Start-Ups aus der Region - eingeladen, gemeinsam mit den Studierenden und mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern über innovative Nachhaltigkeitskonzepte in der Unternehmens- und Produktentwicklung zu diskutieren. Aus erster Hand berichteten sie sie über die Chancen und Herausforderungen bei der Entwicklung und Etablierung kreislauforientierter bzw. biobasierter Prozesse.
An die Ringvorlesung schloss sich dieses Jahr zum zweiten Mal eine Innovation Challenge an. Alle Referentinnen und Referenten hatten Aufgaben für die Studierenden gestellt, bei denen es um aktuelle Herausforderungen in ihren Branchen ging. Am 8. Juli präsentierten die Studierenden-Teams ihre Lösungsansätze und wurden durch eine Jury bewertet. Die drei besten Teams wurden mit Preisen ausgezeichnet, die in diesem Jahr vom CCE gestiftet wurden.
Der erste Preis wurde an Carlotta Flöte und Antonia Broich für ein Marketingkonzept zur Verbreitung der Photovoltaik-Thermie (PVT) verliehen. Dieses sieht vor, PVT-Module mit Kunst oder Markenlogos zu verschönern, um so auf die Technologie und die Firma aufmerksam zu machen. Der zweite Preis ging an Ulca Demirbüken, Raphael Yogeshwar, Marie Wilke und Max Schibrowski, die ein Konzept zur Verwendung von Mehrweggeschirr auf Flugreisen vorstellten. Mit dem dritten Preis wurden Annabelle Riedel, Sven König, Anna Kwetina und Eva Paeffgen ausgezeichnet, die vorschlugen, Restströme aus dem Altpapierrecycling für die Herstellung von öffentlichem Parkmobiliar zu nutzen.
Bewertet wurden die Teams von den Juroren Prof. Sandra Venghaus (RWTH), Prof. Aaron Praktiknjo (RWTH), Dr. Tobias Recker (RWTH Innovation), Prof. Ingar Janzik (FH Aachen/FZ Jülich) und Dr. Petra Zapp (FZ Jülich). Prof. Venghaus wird auch nächstes Jahr dieses Format wieder anbieten und Studierende und Firmen zum Thema Nachhaltigkeit zusammenbringen.
Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Sandra Venghaus | +49 24180 90963 | venghaus[at]socecon.rwth-aachen.de
www.socecon.rwth-aachen.de/lehre/meet-the-circular-economy
Zeit und Ort: Dienstags 16:00-19:00, Hörsaal TEMP1, Republikplatz 6, 52074 Aachen
Beim ersten Termin ging es um Kreislaufwirtschaft in der chemischen Industrie. Dr. Wolf Klöckner von Covestro präsentierte die Nachhaltigkeitsstrategie der Firma Covestro mit den Kernelementen erneuerbare Energie, Recycling und alternative Rohstoffe. So hat die Firma Verfahren zum Recycling von Polyurethan entwickelt sowie eine biobasierte Produktion von Anilin, die sich in der Scale-Up-Phase zum industriellen Maßstab befindet. Dr. Balint Simon von der Mitsubishi Chemical Group ging zunächst auf die grundsätzliche Rolle der chemischen Industrie für eine nachhaltige Wirtschaft ein, bevor er die Ansätze und Schwerpunkte seiner Firma vorstellte, beispielsweise die Entwicklung neuer Verbundstoffe auf Grundlage sowohl von Biomasse als auch Rezyklaten oder ein komplettes Recyclingverfahren für Carbonfasermaterialien für die Autoindustrie. Ein wichtiges Thema in der Diskussion war das Problem, wie gebrauchte Materialien systematisch zum Recycling zurückgeführt werden können.
Beim zweiten Termin sprachen Wolfgang Köster und Carl-Luis Rieger von der Firma WEPA über Kreislaufwirtschaft als neues Geschäftsmodell. Der familiengeführte Papiertücher-Hersteller WEPA ist einer der wenigen in der Branche, die anstelle von Holz Altpapier als Rohstoff nutzen, seit einiger Zeit auch alternative Quellen wie Miscanthus. Mit eigenen Solar- und Windparks sowie Investitionen in Start-Ups z.B. im Bereich regenerative Energien und Wasseraufbereitung wird das Thema Nachhaltigkeit entlang der gesamten Produktion adressiert. Besonders wichtige Herausforderungen sind das mehrfache Recycling von Papierfasern im Rahmen einer Kaskadennutzung und die Akzeptanz recyclingbasierter Papiertücher aufseiten der Kunden.
Am 13. Mai ging es um Unternehmensgründungen in der Kreislaufwirtschaft. Marcel Kunz stellte die Firma TripleSolar vor, die Wärmepumpen anbietet, welche in Photovoltaik-Paneele integriert sind. Damit spart man die sonst für Wärmepumpen benötigte Außeneinheit. Seitdem 2023 auf YouTube darüber berichtet wurde, ist das Interesse an der Technologie stark gestiegen. Marius Wenning stellte die Firma Omnivore Recycling vor, die die Schwarze Soldatenfliege für die Verwertung von Lebensmittelreste aus Supermärkten einsetzt. Dies erfolgt dezentral in modularen, bei Landwirten installierten Containern. Die Landwirte können die Larven als Proteinquelle an Tiere verfüttern und den Larvenkot als Dünger nutzen. Derzeit sind drei Pilotanlagen in Deutschland in der Planung.
Am 27. Mai berichtete zunächst Klaus Ruhland, wie Mercedes-Benz bis 2039 rund 60 % der CO₂-Emissionen einsparen möchte – durch Recycling, Elektrifizierung der Produktion und innovative Ansätze wie ein „Second Life“ für Autobatterien als stationäre Stromspeicher ergänzend zum Recycling der Batterien. Jule Klein von Discover Airlines schilderte dann die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft im Flugverkehr am Beispiel des Caterings. Besonders komplex ist hier die Einbindung internationaler Gesetzgebungen, die Mehrwegkonzepte oft erschweren. Dennoch besteht großes Potenzial: Auf 3,5 Millionen Passagiere kommen jährlich etwa 17 Millionen Becher und 3,2 Millionen vollständige Mahlzeiten alleine bei Discover Airlines.
Am 3. Juni lag der Fokus auf sozialen Innovationen in der Kreislaufwirtschaft. Lennart Nübel stellte Remondis vor, das Abfallrecycling betreibt. Knapp 68% des Restmülls kann wiederverwendet werden, wobei ca. 40% aus Bioabfällen und ca. 28% aus anderen Wertstoffen stammen.
Dr. Raphaela Kell (regionale resilienz Aachen e.V.) präsentierte ein Projekt, in dem Textilien aus Hanf hergestellt werden sollen. Das Projekt wäre regional, da alle Produktionsschritte vom Hanfanbau bis zur Textilproduktion in Aachen verortet wären. Bis jetzt befindet es sich das Projekt noch in der Planungsphase.
Am 17. Juni stellte Vanja Schneider von der Firma Moringa das Projekt „Hafencity Hamburg“ vor, in dem von Anfang an in allen Bereichen mitgedacht wurde, wie sich die Bauteile reparieren und wiederverwenden lassen. Markus Müller von der Architektenkammer Baden-Württemberg stellte innovative Baukonzepte vor, die auf die Zukunftsfähigkeit urbaner Lebensweisen abzielen, etwa durch Verwendung kreislauffähiger Materialien, regenerative Energieerzeugung vor Ort, effiziente Flächennutzung und Begrünung.