Am 6. Oktober 2020 fand der fünfte NRW-weite Doktorandentag „Zukunft Bioökonomie“ statt. Bei der virtuellen Veranstaltung diskutierten knapp 50 Studierende mit Vertretern der Klein- und Mittelständischen Industrie, mit Managern von Forschungsinfrastrukturen und mit Gründern von Start-Ups sowohl im Plenum als auch in intensiver Form in Kleingruppen am Nachmittag.
Der NRW-Doktorandentag wurde wie bereits in den letzten Jahren von verschiedenen Graduiertenschulen und bioökonomischen Netzwerken ausgerichtet, welche zu Beginn der Veranstaltung vorgestellt wurden (CLIB, CEPLAS, BioökonomieREVIER, Theodor-Brinkmann-Graduiertenschule Uni Bonn, MPIPZ Graduate School, BioSC). Zur Einstimmung auf das Thema verband Prof. Dr. Ulrich Schurr (Geschäftsführendes Direktorium BioSC) einleitende Worte mit einem kurzen Überblick über die Bioökonomie in der Region. Im Anschluss wurden die Studierenden auch im Namen des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft durch RBr Dr. Steffen Krätzig begrüßt. Dr. Krätzig hob besonders die gute Entwicklung des BioSC als Mitgestalter der Bioökonomie in den letzten Jahren und den Vorbildcharakter dieser Verbund-Veranstaltung unter der Federführung des BioSC hervor.
Der wissenschaftliche Vortragsteil „Plant Biomass: Selection, Breeding, Cultivation“ wurde durch Dr. Jens Freitag (IPK Gatersleben) eröffnet. Er sprach vor allem über die Notwendigkeit, dass Forschungsinstitute der Grundlagenforschung immer auch Kontakte in Richtung Anwendung haben sollten, um so im Fokus zu behalten, was wirklich mit Blick auf eine Bioökonomieentwicklung benötigt wird. Die anschließende Präsentation von Dr. Viktor Korzun (KWS SAAT SE & Co. KGaA) spannte ergänzend einen Bogen zu den Aufgaben der KWS für die Erhaltung bzw. Verbesserung von Saatgut und zeigte auf, dass hier teilweise für unterschiedliche Kontinente unterschiedliche Strategien verfolgt werden. Die Genschere CRISPR/CAS ist ein Werkzeug, mit dem gezielt Pflanzen optimiert werden können, deren Produkte als Nahrungsmittel aber auf dem Europäischen Markt nicht zugelassen sind. Dieses Thema wurde in der nachfolgenden Diskussionsrunde aufgegriffen und intensiv diskutiert. Nach einer kurzen Pause folgte die zweite Vortragsreihe mit dem Titel „Biomass: Sustainable use, Processing and Products“. Der erste Vortrag wurde von Dr. Arne Kätelhön (carbonminds) bestritten, der seine Erfahrung über die Gründung eines Start-up Unternehmens mit dem Fokus auf Life Cycle Assessment mit den Studierenden teilte und hervorhob, wie wichtig es ist, das Produkt eines Start-Ups an den Bedürfnissen des Marktes auszurichten und entsprechend frühzeitig den Kontakt zu den möglichen Käufern und Anwendern zu suchen. Dr. Henrike Gebhardt (Evonik Industries) zeigte in ihrem Vortrag an verschiedenen Beispielen, wie wichtig auch bei der Entwicklung von Biopolymeren die Berücksichtigung der gesamten Prozesskette der Herstellung ist, also vom Biomasseanbau über das gesamte Up- und Downstream-Processing bis hin zur Abbaubarkeit oder der Recyclisierbarkeit des Produktes. In der letzten Präsentation des Tages gab Dr. Timm Wagner (Adidas AG) aus der Perspektive eines Innovations-Managers einen Überblick zum Sportartikelhersteller Adidas und dessen Beitrag zur Umstellung der Bekleidungsindustrie auf neue Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen und aus recycelten Kunststoffen.
Der Nachmittag wurde mit World-Cafés in kleineren Gruppen von 7-10 Teilnehmern sehr interaktiv gestaltet. Dabei wurden die Studierenden ihren Wünschen entsprechend den Sprechern des Vormittags zugeordnet. In diesen Runden wurden die Entwicklung der Bioökonomie und die Relevanz und Akzeptanz in der Gesellschaft kontrovers diskutiert und hierbei auch angrenzende Bereiche wie Biotechnologie, Genom-Editierung, und Landnutzungsfragen einbezogen. Es stand aber, wie immer bei den NRW-Doktorandentagen, nicht nur die Wissenschaft im Vordergrund, sondern auch der persönliche Werdegang oder persönliche Erfahrungen der Referenten wurden zur Sprache gebracht. Der diesjährige NRW-Doktorandentag wurde von Prof. Ingar Janzik beschlossen, die sich bei allen Teilnehmern für die ausgiebigen Diskussionen und Interaktionen bedankte und ankündigte, dass es auch 2021 wieder einen NRW-Doktorandentag „Future Bioeconomy“ geben wird.