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Für eine nachhaltige Bioökonomie

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greenRelease: langsame Freisetzung von Fungiziden und Herbiziden

 

Abb. 1: Konzeptionelle Darstellung der greenRelease-Technologie als Mittel zur Reduktion von kupferhaltigen Fungiziden, um somit zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft beizutragen. In Mikrogelen eingebundene Kupferionen können über einen langen Zeitraum gezielt freigesetzt werden, um pilzliche Pathogene abzuwehren.

Das Hauptziel des Entwicklungsbereichs “Validation for Sustainable Agriculture“ war es, herauszufinden ob sich die greenRelease-Technologie für die Implementierung von Fungi- sowie Herbiziden eignet (AGs Noga/Lüdeling, AG Conrath, AG Groth). Damit sichergestellt werden kann, dass die greenRelease-Technologie die Anwendung verschiedener Substanzen nachhaltig verbessern kann, wurde die Wirkung gegen ausgewählte Pflanzenpathogene sowie Beikräuter in Gewächshaus- und Freilandversuchen untersucht. Genauer wurde die schützende Wirkung von in Mikrogelen verkapselten Kupferionen und die gezielte Freisetzung von Herbiziden untersucht.

Zunächst wurde die Anbindung der Mikrogele, die mit geeigneten Ankerpeptiden funktionalisiert wurden, auf Apfel- und Zuckerrübenblättern untersucht. Mittels konfokaler Laserscanning-Mikroskopie konnte die Anbindung des grün fluoreszierenden eGFPs, welches an die Ankerpeptide gekoppelt ist, bestätigt werden. Die Versuche konnten somit nachweisen, dass sowohl die mit eGFP fusionierten Ankerpeptide, als auch die mit Ankerpeptiden dekorierten Mikrogele, eine starke Anbindung an die Oberfläche von Zuckerrübenblättern zeigen. Diese Anbindung ist darüber hinaus regenfest (Abb. 2). Des Weiteren wurde mittels Environmental scanning electron microscopy (ESEM) gezeigt, dass sich die Mikrogele nach einer Sprühapplikation in einer homogenen Lage auf der Blattoberfläche verteilen. Weitere Analysen konnten bestätigen, dass diese Applikation weder einen Einfluss auf die photosynthetische Aktivität ausübt noch, dass langfristig phytotoxische Effekte hervorgerufen werden. Auch das Wachstum der behandelten Blätter wurde nicht beeinflusst. Zukünftig werden diese Analysen auch für weitere Nutzpflanzen durchgeführt, da sich die Zusammensetzung und Struktur der epikutikulären Wachse zwischen unterschiedlichen Pflanzen deutlich unterscheidet. Daher könnte die Anbindung sowie Verteilung von Mikrogelen auf anderen Nutzpflanzen leicht abweichen (Abb. 2).

In einem nächsten Schritt wurde die schützende Wirkung der greenRelease-Technologie untersucht. Die Wirkung wurde sowohl mittels artifizieller Inokulation im Gewächshaus als auch unter natürlichen Bedingungen in Feldversuchen bestätigt. Es zeigte sich, dass eine Behandlung von Zuckerrübenpflanzen mit Kupfer beladenen Mikrogelen dazu führt, dass die Symptomausprägung der Cercospora-Blattfleckenkrankheit (verursacht durch Cercospora beticola) deutlich reduziert wird. Zudem wurde der Befall mit Apfelschorf an Apfelbäumen (verursacht durch Venturia inaequalis) nach einer Behandlung mit Kupfer beladenen Mikrogelen stark vermindert. Unter kontrollierten Bedingungen reichte bereits sehr geringe Kupferkonzentrationen aus, um einen Befall mit C. beticola zu verhindern (Abb. 3A). Interessanterweise vermittelten die mit Kupfer beladenen Mikrogele oft einen besseren Schutz als das kommerzielle Referenzprodukte, vor allem dann, wenn Niederschläge simuliert wurden, die ein Abwaschen der Fungizide zur Folge haben. Bei den Versuchen mit Apfel schützten die mit Kupfer beladenen Mikrogele bei sehr geringen Kupferkonzentrationen sowohl unter kontrollierten Bedingungen als auch in Freilandversuchen besser vor einer Infektion mit V. inaequalis als die eingesetzten kommerziellen Produkte. Vor allem die Freilandversuche in der Apfelbaumplantage, welche durch die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurden, konnten eindrucksvoll bestätigt werden, dass der Einsatz der greenRelease-Technologie zukünftig dabei helfen kann, den Gesamtkupfereintrag pro Saison stark zu reduzieren (0,7 kg Cu2+/ha*a; entspricht einer Reduktion um den Faktor 3).

Abb. 2: Mikrogele, die mit eGFP-Ankerpeptiden funktionalisiert wurden, binden an die Oberfläche von Zuckerrübenblättern. Nach Eintrocknen der Spritzbrühe wurden die Blätter ausgiebig gewaschen, um starke Niederschläge zu simulieren. Die verbleibende grüne Fluoreszenz deutet dabei auf eine starke Anbindung an die Blattoberfläche hin.
Abb. 3: Mikrogele mit verkapselten Kupferionen schützen sowohl Zuckerrüben als auch Apfelbäume vor Infektion mit pilzlichen Erregern.
Abb. 4: Einfluss auf die photosynthetische Aktivität von Amaranthus retroflexus nach einer Behandlung mit dem Herbizid Okanin. Die Wirkung des Okanins kann durch eine Einbindung in Mikrogele und in Kombination mit einem geeigneten Lösungsmittel deutlich verbessert werden.

Die greenRelease-Technologie eignet sich nicht allein für eine Reduktion des Fungizideinsatzes, sondern kann auch dabei helfen Herbizide effizienter einzusetzen. Hierzu wurde zunächst ein geeignetes Setup für das Benchmarking implementiert. Es wurde das Breitspektrum-Herbizid Desmedipham und Okanin (eine Substanz die spezifisch die photosynthetische Aktivität von C4-Pflanzen inhibiert) eingesetzt. Um die Wirkung bewerten zu können wurde die photosynthetische Aktivität des Beikrauts Amaranthus retroflexus, sowie der Kulturpflanze Zuckerrübe (Beta vulgaris) untersucht. Die durchgeführten Versuche bestätigen die herbizide Aktivität beider Substanzen und validieren zeitgleich die Eignung des gewählten Setups. Im nächsten Schritt wurde die Eignung von Mikrogelen als Freisetzungsplattform für das Herbizid Okanin untersucht. Hierbei wurden die Aspekte Beladungseffizienz der Mikrogele mit Okanin, die Freisetzung des Okanins und der Einfluss auf die photosynthetische Aktivität nach Behandlung der Beikrautblätter untersucht. Die Versuche zeigten, dass die Freisetzung des Okanins aus Mikrogelen äußerst effizient funktioniert und eine herbizide Wirkung nach Freisetzung erfolgt. Darüber hinaus wird die Substanz durch die Einbindung in Mikrogele stabilisiert. Durch eine Kombination mit einem geeigneten Lösungsmittel konnte die Wirkung zusätzlich verbessert werden (Abb. 4). Dieser Effekt beruht höchstwahrscheinlich auf der kontrollierten Freisetzung über einen längeren Zeitraum. Basierend auf der aktuellen Datenlage ist die greenRelease-Technologie auch für eine effizientere Bereitstellung von Herbiziden geeignet.

Insgesamt zeigen die durchgeführten Versuche eindrucksvoll, dass sich die greenRelease-Technologie mit unterschiedlichsten Substanzen kombinieren lässt. Die Technologie eignet sich dazu, die Infektion von zwei äußerst wichtigen Pflanzenpathogenen zu verhindern. Darüber hinaus eignet sich die greenRelease-Technologie, die Bereitstellung und Wirkung von Herbiziden zu verbessern.

Beteiligte Core Groups

Prof. U. Conrath
Dr. C. Langenbach
Dr. P. Schwinges
Institute of Plant Physiology
RWTH Aachen University

 

Prof. G. Groth
Dr. A. Hofmann
Biochemical Plant Physiology
HHU Düsseldorf Bioinformatics
HHU Düsseldorf

 

Prof. E. Lüdeling
Prof. Dr. G. Noga
Dr. Shyam Pariyar
INRES-Horticultural Sciences
Universität Bonn