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Für eine nachhaltige Bioökonomie

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Synthetische Biologie – Aussichtsreiche Anwendungen und sozioökonomische Implikationen

Das Forschungsfeld, das unter dem Begriff „synthetische Biologie“ zusammengefasst wird, verspricht nachhaltige, Mikroorganismen-basierte Lösungen einiger großer Umwelt- und Gesellschafts-assoziierter Herausforderungen von heute. Allerdings sind beim Aufkommen solcher Mikroorganismen-basierter Technologien, bei denen synthetische Biologie involviert ist, nicht nur technische Fragestellungen relevant. Diese können auch gesellschaftlich sein, da sich beispielsweise Fragen um die öffentliche Akzeptanz und mögliche Innovationsbarrieren ergeben. Wir haben diese Aspekte daher genauer betrachtet und die folgenden kurzgefassten Erkenntnisse zum vielschichtigen Phänomen der Akzeptanz gewonnen.

Generell trägt die “Angst vor der Angst der Öffentlichkeit” zu zentralen Bedenken bei Forschern und Erfindern bei. Dabei kann die Befürchtung, dass eine Entwicklung in der Öffentlichkeit direkt als negativ wahrgenommen wird oder es aufgrund von gesellschaftlichen Interaktionen mit Behörden, Politik oder den Medien zu einer negativen Wahrnehmung kommt, die Etablierung vielversprechender Forschungsansätze und Technologien verhindern oder verlangsamen. Ein zentraler Faktor für die vorliegende Akzeptanz (oder Ablehnung) neuer Technologien ist die Kenntnis von der Technologie. Im Fall der synthetischen Biologie ist diese bereits seit einer Dekade relativ unverändert gering, etwa in Deutschland und den USA. Weiterhin zeigten unsere Studien auf, dass die meiste (mediale) Aufmerksamkeit für neue Technologien wie der synthetischen Biologie voraussichtliche Risiken behandelt, aber der Einfluss auf die Akzeptanz hauptsächlich über den potentiellen Nutzen erfolgen kann. Daher könnten etwa Versuche, Bedenken zu Risiken der synthetischen Biologie auszuräumen, unbeabsichtigt beides in den Köpfen der Menschen verknüpfen. Schritte zur proaktiven positiven Darstellung des Potenzials neuer Technologien, auch für die gesamte Gesellschaft, zeichnen sich somit als entscheidend ab.

Abb. 1: Gesellschaftliche Akzeptanz – entscheidend für das Aufkommen neuer Technologien.

In einer umfassenderen Betrachtung neuer Technologien und ihrer Beziehung zur Gesellschaft haben wir zudem festgestellt, dass bejahende oder ablehnende Konsumenten-Entscheidungen von den dementsprechenden Äußerungen von Akteuren, die entlang der Wertschöpfungskette vorkommen, beeinflusst werden könnten. Tatsächlich ist die Art des Akteurs, der hierbei bedeutsam ist, davon abhängig ob Personen nach Zustimmung oder Ablehnung gefragt werden – wobei Bauern beispielswiese insbesondere für letzteres als wichtig gefunden wurden.

Dementsprechend haben unsere Erkenntnisse weiterhin zur Entwicklung des Konzepts eines „interdisziplinären Erfindungs-Ökosystems“ geführt, das im Zentrum der vielschichtigen Einflüsse unterschiedlicher Stakeholder-Gruppen entsteht. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir die Situation an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf betrachtet. Hier haben wir entscheidende Einflussfaktoren für das Aufkommen der synthetischen Lebenswissenschaften ermittelt sowie Unterschiede in der Wahrnehmung und Gewichtung dieser bei den Vertretern aller Stakeholder-Gruppen, nämlich Forschern, Studenten, der Administration und auch Industrie-Partnern, aufzeigen können. Unter anderem wurden eine proaktive positive Kommunikation (durch Experten) sowie die potentiellen weiteren Möglichkeiten, die neue Technologien für die Wissenschaft erbringen können, als essenziell definiert. Daraus erfolgte die Bestimmung einer „Go-Zone“, in der jene Aspekte zusammengefasst sind, die sowohl als wichtig als auch änderbar angesehen werden.

Abb. 2: Durch „Group Concept Mapping” definierte „Go-Zone” für eine Förderung der Entwicklung der synthetischen Lebenswissenschaften.

Auf Grundlage dessen konnten wir Vorschläge für Initiativen formulieren, die eine weitere Etablierung und Akzeptanz neuer Technologien unterstützen können. Schließlich haben wir durch die Betrachtung des gesamten Erfindungs-Ökosystems die Wichtigkeit administrativer Akteure aufgezeigt, da diese eine kohärente und gemeinsame Leitvision zwischen weniger kompatiblen Stakeholder-Gruppen herstellen können. Unsere interdisziplinären Arbeiten im CombiCom-Projekt haben somit einerseits die technologischen Herausforderungen sowie andererseits die sozioökonomischen Implikationen der synthetischen Biologie adressiert. Es scheint essenziell zu verstehen, wie gesellschaftliche Barrieren und andere Erfolgsfaktoren die Etablierung der synthetischen Biologie beeinflussen. Solche Erkenntnisse können genutzt werden, um eine mögliche Akzeptanz zu begünstigen, aber auch, um die eigentlichen Produkte und Anwendungsmöglichkeiten, sowie die zukünftige Kommerzialisierung von Produkten, die mit synthetischer Biologie assoziiert sind, zu verbessern.

Beteiligte Core Groups

Prof. Stefanie Bröring
Dr. Chad Baum
ILR – Technology and Innovation Management in Agribusiness
University of Bonn