Seit 2019 wurden im FocusLab Transform2Bio die regionalen Gegebenheiten des Rheinischen Reviers analysiert, mögliche Transformationspfade hin zu einer nachhaltigen Bioökonomie entwickelt und untersucht, wie es gelingen kann, divergierende Interessen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammenzubringen. Mit einer Broschüre und einem Workshop wurde das Projekt 2022 erfolgreich abgeschlossen.
Im Rheinischen Revier, dem größten zusammenhängenden Braunkohleabbaugebiet Europas, wurde durch den 2019 von der deutschen Bundesregierung beschlossenen Kohleausstieg ein Strukturwandel eingeleitet, der die einzigartige Chance bietet, regionale Implementierungsoptionen hin zu einer nachhaltigen Bioökonomie zu gestalten. Die damit einhergehenden notwendigen Transformationen bestehender Ressourcen-Systeme, Wertschöpfungsnetzwerke, Geschäftsmodelle, Infrastrukturen und Governance-Systeme bildeten den thematischen Rahmen für das BioSC FocusLab Transform2Bio, das von September 2019 bis Dezember 2022 lief.
Beim Abschlussworkshop am 1. Dezember 2022 wurden die Ergebnisse aller Arbeitspakete vorgestellt und mit externen Gästen diskutiert. Nach dem Keynote-Vortrag von Denise Gider aus der Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER Rheinland wurden zunächst die Ergebnisse zum gesellschaftlichen Diskurs und zu den Treibern und Potenzialen regionaler bioökonomischer Transformation präsentiert. In der breiten Bevölkerung ist immer noch wenig über das Konzept der Bioökonomie bekannt und eine differenzierte gesamtgesellschaftliche Debatte existiert nur in Ansätzen. Während die Perspektive der Politik sich in den letzten Jahren hin zu übergeordneten Nachhaltigkeitszielen erweitert hat, ist der Diskurs in deutschsprachigen Medien immer noch sehr auf Forschung und Innovation fokussiert. Die Entwicklung regionaler Bioökonomie-Cluster wird jedoch nicht nur von technologischen Innovationen getrieben, sondern braucht auch Interesse und Zustimmung bei Bevölkerung und Konsumenten, Wissenstransfer, Akteurs-Netzwerke sowie regional spezifische Informations- und Förderprogramme. Das Potenzial zur innovativen Nutzung biogener Restströme ist in NRW erheblich.
Die Optionen und Perspektiven verschiedener Interessengruppen waren das nächste übergeordnete Thema. Eine Schlüsselbranche für die Transformation zu einer nachhaltigen Bioökonomie ist die Landwirtschaft. Zahlreiche Landwirte im Rheinischen Revier haben ihre Betriebe in den letzten Jahren auf vielfältigere Nutzpflanzenkulturen umgestellt. Die Entscheidung dafür ist zum großen Teil abhängig vom verfügbaren Wissen, sowohl im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Optionen als auch auf die positiven ökologischen Effekte. Für Start-Ups und etablierte Firmen sind interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie Flexibilität in Bezug auf Geschäftsmodelle entscheidend, um Chancen biobasierter Innovationen erkennen und ergreifen zu können. Untersuchungen zur Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung am Beispiel von Bioraffinerien und Aquaponik-Anlagen ergaben, dass insbesondere die lokale Akzeptanz von Bioraffinerien noch recht gering ist. Dies belegt die Notwendigkeit, in Zukunft einen noch stärkeren Fokus auf Kommunikation und Partizipation zu legen.
In der letzten Vortrags-Session des Tages wurde der Blick auf die Entwicklung und Analyse möglicher Transformationspfade gerichtet. Die Untersuchung möglicher biobasierter Lieferketten in NRW ergab, dass die Nutzung von Biomasse aus dem Rheinischen Revier wirtschaftlich effizient gestaltet werden kann. Mit einer Ökoeffizienz-Analyse wurden Verbesserungspotenziale bei der Landnutzung untersucht. Modellierungen zeigten, dass neue Technologien wie die im BioSC entwickelte greenRelease-Technologie ein erhebliches Potenzial haben, zu einer nachhaltigen Bioökonomie im Rheinischen Revier beizutragen.
Zum Abschluss des Workshops präsentierte Ann-Kathrin Wagner den Biocampus Straubing, bevor die Teilnehmer in die Ausstellung im BioökonomieMobil der Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER eingeladen waren.
Ergebnis-Broschüre: Transformationsmonitor der Bioökonomie 2022
Bereits im August 2022 wurden die Ergebnisse zum gesellschaftlichen Diskurs in einer Broschüre veröffentlicht. Der „Transformationsmonitor der Bioökonomie 2022“ liefert einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und Erwartungen an die Bioökonomie in Deutschland, insbesondere im Rheinischen Revier. Er steht auf der BioSC-Homepage zum Download zur Verfügung.
Agenda |
|
09:30 | Registration |
10:00 | Welcome and Introduction Sandra Venghaus, Forschungszentrum Jülich / RWTH Aachen |
10:15 | Keynote Denise Gider, Forschungszentrum Jülich / Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER Rheinland |
10:45 |
Session 1: Framing the Sustainable BioeconomyThe concept of bioeconomy in research and public debate: From knowledge economy to sustainability strategy Bioeconomic transformation at regional scale: Understanding drivers and identifying potentials Questions & Answers |
11:30 | Coffee break |
11:45 |
Session 2: Stakeholder Profiling and VisioningFarmers in the transformation: Explaining the adoption of crop-diversity Companies – technologies, strategies and networks Exploring citizens‘ and consumers‘ acceptance of bio-based innovations Questions & Answers |
12:45 | Lunch |
13:30 |
Session 3: Transformation Trajectories and AssessmentAssessing selected bioeconomy adaptations across scales Designing bio-based supply chains in North Rhine-Westphalia Regional transformation trajectoriesand the perspectives of stakeholders Questions & Answers |
14:45 | Coffee break |
15:00 |
Impulse lecture: Future Research Needs |
15:20 | Closing Remarks Sandra Venghaus, Forschungszentrum Jülich / RWTH Aachen |
Visit of the "BioökonomieMOBIL" Anke Krüger, Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER Rheinland |