Am 19. November 2019 fand in Köln zum sechsten Mal das interne Retreat für BioSC-Mitglieder statt. Die in 2017 und 2018 gestarteten Projekte aus Phase 2 des NRW-Strategieprojekts BioSC wurden mit Kurzvorträgen präsentiert. Daran schlossen sich Workshops zu den zukünftigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit in verschiedenen Themenfeldern an. Dr. Thomas Drepper (HHU Düsseldorf) und Dr. Stephan Noack (Forschungszentrum Jülich) wurden mit dem BioSC Supervision Award 2019 ausgezeichnet.
Die Kurzpräsentationen aus dem NRW-Strategieprojekt starteten thematisch mit der Bereitstellung und dem Aufschluss von Biomasse. Philipp Grande (Forschungszentrum Jülich) gab einen Überblick über aktuelle Ergebnisse im FocusLab AP3, in dem ein integriertes Bioraffineriekonzept für die nachhaltige Umsetzung von Biomasse aus mehrjährigen Pflanzen unter Verwendung der OrganoCat-Technologie etabliert und ökonomisch validiert wird. Anschließend präsentierte Vera Göhre (HHU Düsseldorf) die Ergebnisse des SEED FUND-Projekts iBiomass, bei dem die Schädlingsresistenz neuer Biomassepflanzen am Beispiel von Maismutanten mit veränderter Lignocellulosezusammensetzung untersucht wurde. Felix Jakob (RWTH Aachen) stellte die aktuellen Entwicklungen im FocusLab greenRelease vor. Hier wird eine neue Plattformtechnologie entwickelt, die darauf abzielt, den Einsatz von Herbiziden und Fungiziden zu reduzieren, indem diese Substanzen in Mikrogelpartikeln auf die Pflanzen aufgebracht und über einen längeren Zeitraum kontrolliert freigesetzt werden.
Julia Otten (Forschungszentrum Jülich) stellte Ergebnisse aus dem SEED FUND-Projekt XyloSenS vor, in dem Biosensoren entwickelt wurden, die den Nachweis von Xylose als alternativer Kohlenstoffquelle online in Kleinkultivierungssystemen ermöglichen. Dieses Projekt ist inhaltlich verknüpft mit dem FocusLab AP3 und mit dem FocusLab HyImPAct, dessen Vorstellung durch Dr. Stephan Noack (Forschungszentrum Jülich) sich unmittelbar anschloss. Im Rahmen von HyImPAct wird ein hybrider Prozess aus mikrobiellen Transformationen, enzymatischen Reaktionen und chemischen Syntheseschritten entwickelt, der es ermöglicht, auf Grundlage lignocellulosehaltiger Biomasse verschiedene hochwertige Chemikalien herzustellen. Sonja Herres-Pawlis (RWTH Aachen) informierte über das SEED FUND-Projekt R2HPBio, das thematisch mit den FocusLabs HyImPAct und greenRelease verknüpft ist. Hier werden aus Plattformchemikalien aus nachwachsenden Rohstoffen biologisch abbaubare Polymere hergestellt.
Nina Ihling (RWTH Aachen) präsentierte den aktuellen Stand der Arbeiten im FocusLab Bio2, in dem ein konkurrenzfähiger Bioraffinerieprozess für die Herstellung von Biotensiden der nächsten Generation aus Restströmen aus der Lebensmittelindustrie entwickelt wird. Die Ergebnisse des FocusLabs CombiCom stellte Anita Loeschcke (HHU Düsseldorf) vor. CombiCom hat zum Ziel, mithilfe der Synthetischen Biologie eine nachhaltige Produktion von Naturstoffen und deren chemischer Derivate zu ermöglichen, ihre Wirksamkeit z.B. im Pflanzenschutz zu evaluieren, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu untersuchen und Strategien für die Markteinführung zu entwickeln. Ulrich Krauss (HHU Düsseldorf) präsentierte das SEED FUND-Projekt HySyn, in dem ausgewählte Beispiele einer kürzlich entdeckten Klasse von Alkan/Alken-synthetisierenden Photoenzymen exprimiert wurden, um sie auf ihre biotechnologisch relevanten Eigenschaften zu testen. Anna Joëlle Ruff (RWTH Aachen) stellte die Ergebnisse des SEED FUND-Projekts QuantiP vor, in dessen Rahmen eine sensitive NMR-Methodik entwickelt wird, um Phosphat in Algen, Hefen und Pflanzenmaterial zu quantifizieren.
Abschließend stellte Sandra Venghaus (Forschungszentrum Jülich) die im September 2019 gestartete Kompetenzplattform Transform2Bio vor. Transform2Bio untersucht die grundlegenden Transformationen bestehender Ressourcen-Systeme, Wertschöpfungsnetzwerke, Geschäftsmodelle, Infrastrukturen und Governance-Systeme, die für die Etablierung einer Bioökonomie notwendig sind, am Beispiel des Rheinischen Reviers. Dort wird durch den Kohleausstieg ein Strukturwandel eingeleitet, der die Chance bietet, eine regional zusammenhängende Bioökonomie zu entwickeln. Der Aufbau eines interaktiven Stakeholder-Netzwerks soll die Einschätzung regionaler Implementierungsoptionen ermöglichen und eine Grundlage für die Kooperation mit den FocusLabs schaffen.
An die Kurzpräsentationen schlossen sich Workshops zu den zukünftigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit innerhalb des BioSC an. Zu den Oberthemen „Sustainable plant production and resource management“, „Biobased products and processes“ und „Education“ entwickelten die Teilnehmer in Gruppen von 8-15 Personen neue Ideen und Ansätze für die interdisziplinäre Forschung und Ausbildung im Rahmen des BioSC.
Zum Abschluss des Forums wurde der BioSC Supervision Award 2019 an Dr. Thomas Drepper vom Institut für Molekulare Enzymtechnologie (IMET) der HHU Düsseldorf und Dr. Stephan Noack vom IBG-1 Biotechnologie am Forschungszentrum Jülich verliehen. Mit diesem Preis zeichnet das BioSC Nachwuchswissenschaftler für exzellente Leistungen bei der Betreuung von Promovierenden aus. Er ist mit je 25.000 € dotiert und wird im Rahmen des NRW-Strategieprojekts BioSC verliehen. Beide Nominierungen wurden unterstützt durch Empfehlungsschreiben aktueller und ehemaliger Doktoranden, die das herausragende Engagement der beiden Preisträger würdigten.