Am 23. August fand das Internationale BioSC Symposium erstmals seit 2019 wieder in Präsenz statt. Die Veranstaltung im Bonner Universitätsforum war mit rund 140 Gästen aus dem In- und Ausland gut besucht. Vier Vortrags-Sessions mit nationaler und internationaler Besetzung deckten ein breites Spektrum integrierter Bioökonomieforschung ab. 25 Poster, von denen drei ausgezeichnet wurden, boten weitere Gelegenheiten für Diskussionen und Vernetzung. Wie in früheren Jahren war das BioSC Symposium eine Plattform für den inter- und transdisziplinären Austausch.
Regionalisierung als Implementierungspfad für die Bioökonomie war das erste Thema des Symposiums. Ludo Diels (ehemals VITO, Belgien) berichtete über die Rolle der Bioökonomie beim Green Deal und ihre Implementierung mithilfe regionaler und überregionaler Initiativen am Beispiel der Region Flandern. Sandra Venghaus (RWTH Aachen/BioSC) stellte ein Monitoring zur Identifikation regionaler Transformationspfade vor, das regionale Besonderheiten sowie Perspektiven verschiedener Stakeholder erfasst. Anhand von Fallstudien aus Argentinien, Brasilien und Uruguay erläuterte dann Jorge Sellare (Zentrum für Entwicklungsforschung, Universität Bonn) die Herausforderungen für einen nachhaltigen und integrativen Übergang zur Bioökonomie in Südamerika.
Die zweite Vortrags-Session zu Wertschöpfungsketten in einer nachhaltigen Lebens- und Futtermittelproduktion wurde eröffnet von Alexander Ellebrecht (ChainPoint GmbH), der die Herausforderungen und Möglichkeiten für Lebensmittelproduzenten erläuterte, ihre Lieferketten im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu kontrollieren. Marco Löhrer (RWTH Aachen/BioSC) präsentierte das gerade gestartete BioSC-Projekt P3roLucas, in dem es um züchterische Bearbeitung, Anbau und Kaskadennutzung von Lupinen geht. Andrés Zurita-Silva (Chilean Economic Development Agency CORFO) stellte Ansätze für eine nachhaltige Intensivierung des Quinoa-Anbaus und die Etablierung resilienter Wertschöpfungsketten in Chile vor.
Nach einem rund zweistündigen Poster Lunch, das ausgiebig Gelegenheit für Diskussionen und Vernetzung bot, begannen die Vorträge am Nachmittag mit integrierten Prozessen zur Produktion hochwertiger Substanzen aus Biomasse. Lene Lange (LL-Bioeconomy, Kopenhagen) präsentierte Technologien zur Identifikation neuer Mikroorganismen und Enzyme, die benötigt werden, um in weit größerem Ausmaß als heute verschiedene Restströme stofflich zu nutzen. Dörte Rother (Forschungszentrum Jülich/BioSC) erläuterte, wie die Entwicklung eines hybriden Prozesses zur Produktion von chiralen Aminoalkoholen und Pharmawirkstoffen aus dem BioSC FocusLab HyImPAct im BioSC BoostFund MetaProcess fortgeführt wird. Über die Entwicklung neuer Enzyme für neue und nachhaltigere Produktionsverfahren berichtete Manuel Ferrer (Institute of Catalysis and Petrochemistry, Madrid).
Plastik und Textilien in einer zirkulären Bioökonomie standen im Mittelpunkt der letzten Vortrags-Session. Albrecht Läufer (BluCon GmbH, Köln) stellte einen neuen Prozess zur Produktion von PLA aus lignocellulosehaltiger Biomasse vor. Nick Wierckx (Forschungszentrum Jülich/BioSC) präsentierte Ansätze zum Upcycling von gemischten Plastikabfällen durch die Entwicklung von Bakterienstämmen, die verschiedene Polymere hydrolysieren und ein breites Spektrum von Monomeren verwerten können. Abschließend sprach Jeroen van der Vlist (Senbis Group, Emmen, NL) über die Herausforderungen bei der Entwicklung eines marin abbaubaren Polymers für die Textilindustrie, das PET ersetzen kann.
Die diesjährigen Posterpreise gingen an Stephan Schott-Verdugo, Forschungszentrum Jülich (“Continuous, stable processes for the sustainable enzymatic production of chiral amino alcohols integrating downstream processing”), Janine Macht, Universität Bonn (“Don’t forget the local people: Understanding differences in citizens’ acceptance of technologies supporting a sustainable bioeconomy”) und Marcel Mann, RWTH Aachen (“Production of a sustainable and tailor-made microbial palm oil substitute from agricultural residues”).
Wie in früheren Jahren bot das BioSC Symposium eine Plattform für den inter- und transdisziplinären Austausch zwischen Akademia, Wirtschaft, Politik und Administration. Auch 2023 wird wieder ein Internationales BioSC Symposium stattfinden.
Fotos: Forschungszentrum Jülich