Forschen • Ausbilden • Vernetzen
Für eine nachhaltige Bioökonomie

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2. BioSC Spotlight

Alternative Nutzungspfade der Durchwachsenen Silphie

Am 1. September 2017 kamen über fünfzig Wissenschaftler, Praktiker und Vertreter zentraler Einrichtungen, wie z.B. der Landwirtschaftskammer NRW, am Campus Klein-Altendorf zusammen, um sich zu der Low-Input Pflanze Durchwachsene Silphie auszutauschen. Die Themen der Vorträge erstreckten sich von der Optimierung des Saatguts, der genetischen Vielfalt, dem Potential der Inhaltstoffe bis hin zur Verwendung in einer Bioraffinerie oder in der Papierindustrie.

              

 Photos: Christian Wever, HHU Düsseldorf

In seinem Keynote-Vortrag „Silphium – der Mais der Zukunft?“ beleuchtete Prof. Peter Westhoff, Prodekan für Forschung an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf, die Vorteile der Durchwachsenen Silphie, wie z.B. die hohe Biomasseproduktion, den Ölgehalt und die ökologische Bedeutung. Jedoch handelt es sich bei der Silphie – im Gegensatz zum domestizierten Mais – noch um eine Wildpflanze. Mit der Frage, ob sich eine Domestizierung lohne und ob sich diese innerhalb von 20 Jahren durchführen ließe, leitete Herr Westhoff zu den thematischen Sessions über.

Die Kultivierung der Silphie stand im Fokus der ersten Session. Andreas Schäfer vom Institut für Landtechnik der Universität Bonn stellte die Ergebnisse eines dreijährigen Projekts zur Sägeräteentwicklung vor. Nachfolgend erläuterte Johannes Köhler von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, welche Faktoren für eine erfolgreiche Bestandsetablierung wichtig sind, etwa die Vorbearbeitung des Bodens und die Aussaatmenge. Ralf Brodmann von der „Donau-Silphie“/Metzler & Brodmann KG stellte die Erfahrungen aus Sicht eines Landwirts vor. Sein Schlüssel zum Erfolg lag in der gleichzeitigen Aussaat mit der einjährigen Pflanze Mais, die im ersten Jahr dem Unkrautbefall und der Bodenerosion entgegenwirkt.

Nach dem ersten Themenblock ging es mit dem Traktor zu den Feldexperimenten am Campus Klein-Altendorf und es konnten verschiedene Variationen der Silphie – entweder als Jungpflanze oder in voller Blüte - besichtigt werden.

Am Nachmittag stellte Dr. Markus Gansberger von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährung in Wien die Möglichkeit der Kaskadennutzung der Silphie vor. Die Bedeutung des Anbaus blühender Nutzpflanzen erläuterte Dr. André Hamm vom Lehrstuhl für Agrar- und Produktionsökologie der Universität Bonn. Seine Forschungsergebnisse zeigten deutlich das Potential von Silphie als alternative Nutz- und Trachtpflanze für eine moderne, multifunktionale Landwirtschaft.

Dr. Martin Schmid von der Landwirtschaftschaftskammer NRW präsentierte Studien zur Verwertung der Silphie in Biogasanlagen. Hier ist die Silphie bisher noch nicht konkurrenzfähig mit Mais, was u.a. durch ihre Zellwandstruktur bedingt sein könnte. Dr. Holger Klose von der RTWH Aachen stellte anschließend seine BioSC-Projekte zur Verwertung mehrjähriger Pflanzen in einer Bioraffinerie vor.

In der letzten Session wurde in drei Vorträgen das BioSC-Projekt SPREAD vorgestellt, das sich mit der Ressourcenbewertung und Entwicklung von Silphium perfoliatum beschäftigt. Dr. Elena Pestsova und Dr. Christian Wever vom Institut für Entwicklungs- und Molekularbiologie der HHU Düsseldorf präsentierten ihre Ergebnisse zur genetischen Vielfalt der Silphie. Da es sich in Europa meist um gemischtes Saatgut handelt, wurde im Jahr 2016 eine Sammelreise in die USA, dem Ursprungsland der Silphie, durchgeführt und derzeit werden reine Linien auf den Versuchsflächen in Klein-Altendorf angezogen. Anne Lunze von der RWTH Aachen analysiert die Inhaltsstoffe verschiedener Silphie Arten, mit dem Ziel, wertsteigernde Komponenten wie z.B. Sekundärmetabolite zu identifizieren. Martin Höller aus dem Forschungsbereich Nachwachsende Rohstoffe an der Universität Bonn untersucht die Verwertungsmöglichkeiten von Silphie als Leichtbeton oder in der Papierindustrie.

Die verschiedenen Ansätze aus Labor und Freiland, die im Laufe des Tages vorgestellt und diskutiert wurden, zeigten deutlich, dass es noch viele Möglichkeiten zur Verwertung und Wertsteigerung der Silphie gibt. Der rege Austausch zwischen den Teilnehmern während des 2. BioSC Spotlight spiegelt das große Interesse an der Low-Input Kultur wider, das sicherlich auch durch das noch nicht erschlossene Potential generiert wird.

Impressionen von der Veranstaltung:

 

Hier finden Sie das Programm und den Flyer der 2. BioSC Spotlight Veranstaltung.